Statt sich mit fader Gemüse-Einheitsware zufrieden zu geben, erfreuen sich immer mehr KonsumentInnen an intensiven Geschmackserlebnissen aus der abwechslungsreichen Bio-Gemüsepalette. Trotz dieser positiven Tendenz übernehmen heute weniger als 30 Pflanzenarten 95% der Welternährung. Die FAO schätzt, dass seit Anfang des 20. Jahrhunderts weltweit 75% der landwirtschaftlichen Vielfalt verloren gegangen ist. Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern sind daher bestrebt, die Vielfalt alter und samenfester Sorten zu erhalten und gemeinsam mit verschiedenen Saatgutinitiativen gegen eine weitere Monopolisierung des Saatguts durch internationale Konzerne einzutreten, um die Vielfalt unserer Kulturpflanzen und die Lebensgrundlage zukünftiger Generationen zu sichern.
Die Landwirtschaft trägt – je nach Bewirtschaftungsform – weltweit etwa 10–15 % zum Klimawandel bei. Hinzu kommen noch die klimatischen Auswirkungen der Tropenwaldzerstörung, an der die Landwirtschaft durch Futtermittelimporte aus Südamerika einen wesentlichen Anteil hat.
Der Transport macht in der gesamten Wertschöpfungskette der meisten Lebensmittel hingegen „nur“ 5–10 % der anfallenden Treibhausgasemissionen aus. Der Großteil der Emissionen entsteht bei der landwirtschaftlichen Produktion und besonders in diesem Bereich leistet der Biolandbau u. a. durch flächengebundene, artgemäße Tierhaltung, Humusaufbau, Verzicht auf schnelllösliche Stickstoffdünger sowie möglichst sparsamen Einsatz nicht-erneuerbarer Energieformen einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz.
Im Gemüsebau zählen die Herstellung und der Einsatz von schnelllöslichen Mineraldüngern sowie insbesondere die Beheizung von Glashäusern mit nicht erneuerbaren Energieformen zu den Hauptquellen der Treibhausgasemissionen. Viele Gemüsearten werden außerhalb der Saison in beheizten Glashäusern angebaut und dadurch zu wahren Energiefressern.
Konsumpatriotismus muss also nicht automatisch auch gut für Umwelt und Klima sein: Konventionelles Gemüse, das außerhalb der Saison in einem beheizten Gewächshaus kultiviert wird, schneidet - was die CO2-Bilanz betrifft - mitunter schlechter ab, als (Bio-)Gemüse, das aus dem Ausland importiert wurde. Es gilt also, beim Einkauf besonders auf die Produktionsweise zu achten - mit der Entscheidung für saisonales Bio-Gemüse liegt man grundsätzlich aber immer richtig.
Seit den 1950er Jahren sind in der Landwirtschaft Millionen von Arbeitsplätzen verloren gegangen. Immer weniger LandwirtInnen bewirtschaften immer größere Flächen, sinkende Erzeugerpreise, steigende Betriebsmittelausgaben und fehlende Hofnachfolge führen dazu, dass immer mehr Betriebe aufgegeben werden.
In der Biologischen Landwirtschaft ist von dieser Entwicklung nichts zu bemerken: Im Gegenteil, Umfragen zeigen, dass die Umstellung auf Biologischen Landbau bestehenden Höfen neue Perspektiven bietet und deutlich mehr Arbeitsplätze sichert als die konventionelle Landwirtschaft. Dies gilt nicht nur für arbeitsintensive Betriebszweige wie den Gemüsebau – egal, ob auf landwirtschaftlichen Betrieben, in Herstellung, Handel oder Beratung – die Anzahl der im Bio-Bereich Beschäftigten ist nicht nur über die letzten Jahre stabil, sie wächst sogar. Vielseitige Betriebstrukturen, ein höherer Anteil an händischer und mechanischer Arbeit und neue Vermarktungswege garantieren zusätzliche und qualitativ hochwertige Arbeitsplätze, abwechslungsreiche Aufgaben und eine hohe Identifikation mit der eigenen Arbeit sorgen für zufriedene Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern.
Doch nicht nur das, die Biologische Landwirtschaft zieht auch viele junge, innovative Menschen an, die auf der Suche nach einer anspruchsvollen und vielseitigen Aufgabe sind und so dem Trend der „Landflucht“ und des „Bauernsterbens“ entschlossen und erfolgreich entgegenwirken.
Die heutige Kulturpflanzenvielfalt spiegelt die lange Geschichte des Saatguts als Kulturerbe bäuerlichen Wirtschaftens wider, die mit der Sesshaftwerdung der Menschen und der Inkulturnahme von Wildpflanzen begann.
In früheren Zeiten als Gemeingut getauscht, nachgebaut und selektiert, hat sich heute rund ums Saatgut ein gewinnbringender Wirtschaftszweig entwickelt. Zwei Drittel des weltweiten Saatgutmarktes werden von einigen wenigen Konzernen kontrolliert, Hybridsorten dominieren und machen im Gemüsebau heute meist über 70 % des verfügbaren Saatguts aus, samenfeste Sorten verschwinden.
Bei der Hybridzucht werden zwei, auf bestimmte Eigenschaften selektierte Inzuchtlinien gekreuzt. Die „Nachkommen“ vereinen die gewünschten Merkmale beider Elternlinien. Bei einer Weitervermehrung gehen diese Eigenschaften aber verloren, weshalb – im Gegensatz zu samenfesten Sorten – Hybridsaatgut jedes Jahr wieder neu zugekauft werden muss.
Auch wenn der Anbau samenfester Sorten mehr Fingerspitzengefühl erfordert, bei geeigneter Sortenwahl und Berücksichtigung von Boden- und Klimabedingungen halten sie locker mit Hybridsorten mit – was den Ertrag betrifft und geschmacklich sowieso.
Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern ist das bewusst. Sie sind bestrebt, die Vielfalt alter und samenfester Sorten zu erhalten und gemeinsam mit verschiedenen Saatgutinitiativen gegen eine weitere Monopolisierung des Saatgutes durch internationale Konzerne einzutreten. Das ist gut so, denn die Vielfalt unserer Kulturpflanzen ist nicht zuletzt auch Lebensgrundlage zukünftiger Generationen.
Statt sich mit fader Gemüse-Einheitsware zufrieden zu geben, erfreuen sich immer mehr KonsumentInnen an intensiven Geschmackserlebnissen aus der abwechslungsreichen Bio-Gemüsepalette.
Gemüse aus Biologischer Landwirtschaft überzeugt aber nicht nur optisch und geschmacklich, teils großangelegte Untersuchungen zeigen: Bio-Lebensmittel unterscheiden sich auch ernährungsphysiologisch von konventionell erzeugten Produkten: So wurden z. B. Kohl, Salat, Tomaten oder Kartoffeln analysiert und wiesen in Bio-Qualität deutlich höhere Gehalte an wertvollen sekundären Pflanzenstoffen und Vitaminen auf als konventionelle Vergleichsprodukte.
Der Gehalt an unterschiedlichen Inhaltsstoffen ist neben der Produktionsweise natürlich auch von Kulturart, Boden und Witterungsbedingungen abhängig – dennoch, zahlreiche Studien sprechen für Bio. Diese positiven Ergebnisse könnten vor allem auf die, im Bio-Landbau übliche organische Düngung zurückzuführen sein, deren Einfluss in diesem Zusammenhang bisher unterschätzt wurde. Zudem sorgen der Verzicht auf schnelllösliche Mineraldünger, das damit verbundene langsamere Wachstum und eine verlängerte Reifezeit dafür, dass Bio-Gemüse – bei gleichem Frischgewicht – einen höheren Trockensubstanzgehalt und somit mehr wertvolle Inhaltsstoffe enthält, als konventionelles Gemüse.
Ein weiteres Plus der Bio-Lebensmittel: Verglichen mit Produkten aus intensiver konventioneller Landwirtschaft ist die Belastung mit unerwünschten Rückständen wie Pestiziden, Schwermetallen und Nitrat deutlich geringer bzw. gar nicht vorhanden.